Förderverein Christoph 7
Förderverein Christoph 7

Historische BO 105C „D-HDFK“

Neuer Einsatz für einen alten Rettungshubschrauber

Die Originalmaschine, die seit 1976 als Christoph 7 zigtausend Fach zu lebensrettenden Einsätzen startete, soll künftig als mobiles Museumsstück am Boden die Geschichte(n) der Luftrettung für jedermann erlebbar machen. Premiere feiert die von vielen Händen ehrenamtlich restaurierte BO 105 beim Hessentag in Kassel, wo der orangefarbene Helikopter auf dem Ausstellungsgelände der Bundespolizei vor dem Staatstheater stehen wird. Seit Ende 1974 hebt Christoph 7 vom Dach des Kasseler Rot-Kreuz-Krankenhauses tagtäglich zu Rettungseinsätzen nach Verkehrs- oder Arbeitsunfällen, nach medizinischen Notfällen oder für akute Verlegungen von Patienten ab. Mitte Juli 1976 wurde der bis dahin genutzte Helikopter gegen ein Muster getauscht, das Luftfahrtgeschichte schrieb: Die BO 105 des damaligen Herstellers Messerschnitt-Bölkow-Blohm (MBB). 

Bis zum Austausch gegen ein Modell mit längerer Kabine Mitte der 90er Jahre flogen die Kasseler Luftretter mit dem Hubschrauber, der die Kennung D-HDFK trug. Die "DFK", wie Crewmitglieder die alte Maschine kurz nannten, ging zum Hersteller zurück, wurde dort fortan als Trainingsgerät für Piloten und Mechaniker genutzt. Doch weder bei Ärzten und Rettungsassistenten noch bei Piloten und Flugtechnikern der damaligen Bundesgrenzschutz Fliegerstaffel-Staffel-Mitte geriet der alte Christoph 7 jemals in Vergessenheit. 

 

Als die Kasseler Luftretter im vergangenen Jahr Wind davon bekamen, dass "ihre" alte Maschine ins Ausland verkauft oder gar verschrottet werden sollte, schaltete sich der Förderverein der Luftrettungsstation Christoph 7 um den damaligen Vorsitzenden und Notarzt Peter Stahl ein. Der Vorschlag, die "DFK" künftig als Ausstellungsstück bei besonderen Veranstaltungen oder im Kasseler Technikmuseum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, kam bei den Verantwortlichen des MBB-Nachfolgeunternehmens Eurocopter gut an.

Nach entsprechenden Verhandlungen holte man den Hubschrauber per Tieflader "nach Hause". "Als sie kam, war sie in einem jämmerlichen Zustand", berichtet Rainer Philipp. Er ist Flugtechniker bei der Bundespolizei in Fuldatal und gehört zu einer Gruppe ehrenamtlicher (Hub-)Schrauber. Seit Februar trafen sich ehemalige und aktive Piloten, Luftfahrzeugtechniker, Notärzte, Rettungsassistenten und Mitglieder des Fördervereins nach Feierabend, um den herunter gekommenen Helikopter zu neuem Glanz zu verhelfen.

In bislang rund 250 Mannstunden haben die Helfer den Lack aufpoliert oder an einigen Stellen erneuert, Bodenbleche und Schubfächer erneuert, Sitze neu bezogen oder ausgebaute Cockpit-Instrumente wieder aufgetrieben und ersetzt. "Da zählte vor allem eines: Kontakte, Kontakte, Kontakte", berichtet Rainer Philipp. 

Zahlreiche Teile für die Maschine habe man für diesen außergewöhnlichen Zweck kostenlos von verschiedenen Firmen der Branche zur Verfügung gestellt bekommen. Die kleinen Beulen und Macken, die der alte Christoph 7 hat, sollen jedoch bleiben: "Narben machen ein Gesicht interessant", findet Techniker Philipp, "man soll doch sehen, dass die Maschine geflogen ist".

Um der BO 105 auch in der Kabine das alte Rettungshubschrauber-Flair wieder einzuhauchen, "haben wir zum Beispiel ausgemusterte Absaugpumpen und andere medizinische Geräte der damaligen Zeit vom Rot-Kreuz-Krankenhaus bekommen", schildert Uwe Baumert, damals Schatzmeister des Fördervereins. Ziel der intensiven Restaurierung soll es laut Flugtechniker Philipp nämlich sein, möglichst authentisch zu sein und beim Betrachter den Eindruck zu erwecken, "wir könnten mit dem Hubschrauber sofort zum nächsten Rettungseinsatz starten".Zu diesem Eindruck sollen auch die Wappen, Schriftzüge oder Symbole von verschiedenen Hilfsorganisationen sein, die einst an der Maschine angebracht waren.

Ein Kollege aus dem Lager habe eine ganze Kiste mit originalen Aufklebern zur Verfügung gestellt. "Das war wie Weihnachten", sagte Rainer Philipp mit einem Funkeln in den Augen. Flugtechniker Philipp und seine Kollegen Willi Fischer, Rudi Krainer und Gunther Schulte-Hiltrop hat die Restaurierung des einstigen Christoph 7 völlig in den Bann gezogen. Beim Schrauben in einer Halle der Bundespolizei-Fliegerstaffel sprechen sie über alte Zeiten und freuen sich, einen Teil davon in die Gegenwart hinüber zu retten. Das sind sie nicht nur allen an der Luftrettung Interessierten schuldig, sondern vor allem auch "ihrem" alten Hubschrauber: "Er hat viel Gutes getan und viele Leben gerettet, jetzt tun wir ihm was Gutes und helfen ihm wieder auf die Beine", lautet die Mission.  

Schon heute fiebern die Männer vom BO - Schrauberteam dem 13. Juni entgegen: Dann nämlich wird der fertige "Oldtimer" per Tieflader durch die Kasseler Innenstadt zum Theatervorplatz gebracht, wo der Förderverein des Rettungshubschraubers gemeinsam mit der Bundespolizei-Fliegerstaffel vertreten ist. Die restaurierte BO 105 wird dann neben aktuellen Hubschraubern stehen und während des Hessentags zu bestaunen sein.

"Dass ein ehemaliger Rettungshubschrauber eine neue Funktion als Ausstellungsstück bekommt, ist in Deutschland einmalig", sagt Rainer Philipp, "das hat es noch nicht gegeben". 

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